Zusammenfassung:
Die Studie untersucht die öffentliche Debatte auf Twitter über die Regulierung digitaler Plattformen in sozialen Netzwerken. Zwischen dem 1. Februar und dem 6. April 2022 wurden 1,14 Millionen Erwähnungen des Themas identifiziert. Das Ziel ist es, anhand von qualitativ und quantitativ analysierten Tweets zu verstehen, wie dieses Thema in den sozialen Netzwerken in der öffentlichen Debatte im Allgemeinen und von Abgeordneten behandelt wurde. Die Analyse zeigt, dass das Thema in den beiden beobachteten Gruppen unterschiedlich behandelt wurde. Außerdem deutet sie darauf hin, dass es im Vergleich zu anderen vom FGV DAPP untersuchten Themen noch wenig Resonanz findet und dass die Bedeutung der Regulierung von Plattformen bzw. sozialen Netzwerken für die beiden Gruppen noch unklar ist. In Brasilien konzentriert sich die Diskussion in sozialen Netzwerken eher auf Fragen der Zensur. Dadurch unterscheidet sie sich von der Literatur, die eher die Rechenschaftspflicht digitaler Plattformen in den Mittelpunkt stellt.
Schlüsselwörter:
Regulierung digitaler Plattformen. Digitale öffentliche Debatte. Soziale Netzwerke.
ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE
- Zwischen dem 1. Februar und dem 6. April 2022 wurden 1,14 Millionen Erwähnungen der Debatte registriert, welche die Regulierung digitaler Plattformen auf Twitter betreffen;
Sowohl in der allgemeinen Debatte als auch in den Beiträgen von Abgeordneten befassten sich die Tweets mit dem Gesetzesentwurf Nr. 2.630 aus dem Jahr 2020 (brasilianisches Gesetz über Freiheit, Verantwortung und Transparenz im Internet), der als PL der Fake News bekannt ist, und der vom Minister Alexandre de Moraes (Oberstes Bundesgericht) vorgeschlagenen Aussetzung des Betriebs von Telegram in Brasilien; - Ausgehend von einer vom Präsidenten Jair Bolsonaro in der Abgeordnetenkammer gehaltenen Rede wurde auch die Medienregulierung diskutiert, allerdings in einem geringeren Maße;
- Mehr als die Hälfte der Profilseiten, die im untersuchten Zeitraum an der Twitter-Debatte über die Regulierung von Plattformen teilnahmen und für 82 % der betrachteten Interaktionen verantwortlich waren, kritisierten die Entscheidung vom Minister Alexandre de Moraes (Oberstes Bundesgericht), Telegram in Brasilien zu sperren; ein weiteres Ziel der Kritik in dieser Gruppe war der Abgeordnete Arthur Lira (PP-AL), der den Gesetzentwurf zu Fake News zur dringenden Abstimmung in der Abgeordnetenkammer stellte;
- Die Twitter-Debatte unter Abgeordneten erwies mehr Beiträge zu dem Gesetzentwurf als zu anderen Themen wie der Telegram-Sperre, indem sie 65 % der gesamten Tweets in dieser Gruppe ausmachten;
- Die Meinungen gegen den Gesetzentwurf und dessen dringende Abstimmung sind auf die Mitglieder der rechten Parteien zurückzuführen, während seine Befürworter oder diejenige, die für eine weitere Diskussion des Themas offen sind, Mitte- und Linksparteien angehören;
- Es besteht immer noch Unklarheit darüber, was die Regulierung digitaler Plattformen oder sozialer Netzwerke bedeutet. Die Verwirrung zwischen Begriffen und deren Verwendung kommt sowohl bei brasilianischen Abgeordneten als auch bei Twitter-Nutzern im Allgemeinen vor;
- Schließlich zeigt die Studie, dass die Debatte über die Regulierung digitaler Plattformen in Brasilien mit der Schwierigkeit zu kämpfen hat, über die Diskussion der Zensur hinauszugehen. In diesem Punkt unterscheidet sich die Debatte bei dem Thema von der Literatur, welche die Rechenschaftspflicht digitaler Plattformen in den Mittelpunkt stellt.